Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sprach in vielen seiner Vorträge über das Verhältnis und die Evolution von Mensch und Tier. Einige charakteristische Zitate sind hier aufgeführt. (GA steht für Rudolf Steiner Gesamtausgabe, dann folgt die Nummer des Bandes und das Vortragsdatum). Eine ausführliche Darstellung finden Sie hier.
»Der Mensch findet in allem, was er um sich herum sieht, die zurückgelassenen Spuren seiner eigenen Wesenheit.« (GA 95, 29.8.1906)
»Der Mensch ist der Erstgeborene der Erde als geistiges Wesen, und nach und nach hat er Etappe für Etappe das Materielle aus sich herauskristallisiert. Auf jeder Etappe sind stufenweise stehengeblieben die untergeordneten Wesenheiten, so dass wir in der ganzen Reihe der unvollkommeneren Erdenwesen nicht Vorfahren des Menschen, sondern im Gegenteil Nachkommen des geistigen Menschen zu sehen haben, die nicht mitgekommen sind. Es sind die zurückgebliebenen Brüder, die dadurch, dass sie ihr Leben fortgesetzt haben bis in unsere Zeit hinein, in die Dekadenz gekommen sind. So geht im Erdenwesen alles Unvollkommene auf das Höhere zurück. Nicht in unserer physischen Gestalt ist das Höhere, das Ursprüngliche, sondern im Geiste.« (GA 56, 9.4.1908)
»Nehmen Sie das, was dem einzelnen Tier die bestimmte Form gibt, die es hat, und einem anderen Tiere eine andere Form: dieser Gedanke bestimmt durch und durch die ganze Organisation des Tieres. Der Mensch dagegen bildet seine Organisation zurück. Tiere sind ‚weiter‘ in Bezug auf die sinnliche Ausgestaltung als der Mensch. Dadurch kommt er dazu, dasjenige, was im tierischen Bau äußerlich in der sinnenfälligen Form zum Ausdruck kommt, geistig zu erfassen.« ... »Der Mensch hat eine labile Gestalt. Das Tier ist in Übereinstimmung mit dem ganzen Erdenbau gebaut. Dadurch befreit er sich von dem, was die Natur den übrigen Wesen aufzwingt. Der ganze Mensch ist in der Bildung zurückgeblieben; dadurch entsteht das, was im Menschen Organ des Denkens wurde. Es ist im wesentlichen dadurch Organ des Denkens, dass es rückgebildet ist, dass es nicht bis dahin gekommen ist, bis wohin die Tierform äußerlich die Gestalt zum Ausdruck bringt. Der Mensch kann übersinnlich die Form im Denken ausleben, wie sie das Tier im äußeren Sinnlichen auslebt.« (GA 67, 15.4.1918)
»Ich schaue hinein in den Menschen, ich schaue hinaus in die ausgebreiteten mannigfaltigen Tierformen: es ist so, als ob ich im Menschen eine Symphonie wahrnähme, in der alle Töne zusammenklingen zu einem wunderbar harmonisch melodiösen Ganzen. Ich schaue hinaus in die Tierwelt: es sind die einzelnen Töne. So kommt man zu einer innigen Verehrung jenes wunderbaren Weltenkomponisten, der sich zuerst die Töne in den verschiedenen Tierformen auseinandergelegt hat, um daraus den Menschen symphonisch zu komponieren.« (GA 308, 10. 4.1924)
»Das Sinnenfällige [musste] einmal seinem inneren Zusammenhange nach dargestellt werden. Das ist im Grunde genommen durch Haeckel in einer großen und umfassenden Weise geschehen. Es ist so geschehen, dass derjenige, der sehen will, auch sehen kann, wie gerade das Geistige bei der Bildung der Formen wirksam ist, wo scheinbar nur die Materie waltet und webt. Daraus kann man ersehen, wie man geistig den materiellen Zusammenhang in der Welt mit Ernst, Würde und Ausdauer erfasst. Derjenige, welcher die ›Anthropogenie‹ Haeckels durchnimmt, der sieht, wie die Gestalt sich aufbaut von den einfachsten Organismen bis hinauf zum Menschen. Wer zu dem, was der Materialist sagt, noch den Geist hinzuzufügen versteht, der studiert in diesem Haeckelismus die schönste elementare Anthroposophie. Viel besser als durch irgendetwas anderes kann man sich in das Werden und Umgestalten der organischen Formen hineinfinden, wenn man seine Werke studiert. Allen Grund haben wir, zu zeigen, was durch den Fortschritt dieser vertieften Naturerkenntnis Großes geleistet wurde.« (GA 34, 5.1.1905)